„Denn vor allem brauchen wir eines: den Glauben daran, dass unser bürgerliches Engagement die Welt verändern kann.“ – Stephan Hessel.
Während Stephan Hessel schon vor Jahren zu Empörung und Engagement aufrief, versuche ich stetig mein Umfeld zum Helfen zu bewegen (und scheitere leider meist daran). Ein paar Gedanken fürs neue Caritas Aktuell zum Thema Flüchtlingshilfe.
Es begann im Sommer, als sich die Meldungen häuften und eine unendliche Machtlosigkeit sich breit machte. Ich packte also den Kofferraum voll mit Hygieneartikeln und fuhr nach Nickelsdorf. Als ich abends wieder nach Hause kam, war ich vollkommen erledigt. Heute weine ich mich nicht mehr in den Schlaf. Man gewöhnt sich scheinbar viel zu schnell an schreckliche Schicksale.
Seit dem Sommertag im Burgenland verbrachte ich viele Stunden im Transitquartier in Webling. Nicht so viele wie einige meiner unermüdlichen Kolleginnen und Kollegen, aber genügend, um mir selbst ein Bild zu machen. Über die Frau, die mir von der Geburt ihres Kindes irgendwo zwischen dem Irak und der Türkei erzählt. Oder dem Jungen, der seine Schwester auf der Flucht verlor und seinen Freund sterben sah. Dem Vater, der nicht weiß ob seine Kinder in der Heimat noch am Leben sind. Der jungen Frau, die noch nicht bereit dazu ist, mir ihre Geschichte zu erzählen.
Menschen berichten mir von den Bomben die um ihre Häuser einschlugen, Schlägen und Folter durch Terrorgruppen aber auch Polizei, dem Kampf um ihr Leben, zahlreichen Verlusten geliebter Menschen. Angst. Verzweiflung.
Ich versuche Momente festzuhalten. Mit der Kamera, dem Stift, in meinem Kopf. Um die Geschichten meinen FreundInnen zu erzählen, meinen Verwandten, meiner Umgebung. Jenen, die nicht verstehen, warum ich jeden Tag Hilfsbereitschaft für die Vertriebenen predige. Und mittlerweile weiß ich, ich kann die Geschichten noch so oft erzählen. Niemand wird verstehen, wenn er sie nicht selbst erlebt: die Dankbarkeit. Dafür, dass man zuhört oder ein neues Paar Schuhe besorgt. Dafür, dass man kurz mit den Kindern spielt oder ihnen einfach nur zulächelt. Dafür, dass man sie mit Respekt behandelt und ernst nimmt.
Packt weg eure Faulheit und Ausreden. Mein Alltag ist auch gefüllt mit Ausbildung, Arbeit, Beziehung. Aber dennoch werde ich regelmäßig Zeit finden um zu Helfen. Ob beim Sortieren von Kleiderspenden, Spielen mit Kindern oder einfach nur Zuhören. Sich selbst ein Bild zu machen, Solidarität und Hilfsbereitschaft nicht nur zu predigen sondern auch zu leben ist verdammt wichtig. Auch, wenn man sich dann manchmal in den Schlaf weint.
Caritas Steiermark: Hilfe für Flüchtlinge