Gedacht und geschrieben von Michi. Ergänzt und geändert von Anna.
Mit der Durchsage, dass wir den iranischen Luftraum erreichen kommt Bewegung in die müden bis dahin meist regungslosen Körper der Fluggäste oder besser gesagt der weiblichen Gäste. Sie ziehen ihre Handtaschen unter den Sitzen hervor, fischen sie aus den Gepäckfächern. Es ist Zeit die Kostüme aus der Garderobe zu holen. Zeit die Ellenbogen zu verdecken, die Hose über die Knöchel zu stülpen und das Haupt in einen Schal zu hüllen. Zeit sich für den Gottesstaat zu verkleiden. Es ist ein kurzer Moment, den Anna zögert. Sie wirkt verstört und ein wenig verärgert zieht sie ihr Kopftuch dann doch brav bis zum Ansatz, die Augen skeptisch auf die Männer gerichtet, welche in ihren kurzärmeligen Hemden ruhig weiterschlafen.
Wir versichern uns gegenseitig, dass wir gut aussehen. Trotz Staffage und Augenringen. Mit weiten, noch prüfenden Blicken auf unseren Körper: Schaut eh keine verbotene Haut mehr hervor? Ist vom Schlüsselbein abwärts alles gut verdeckt? Wir sind zufrieden und hoffen, unsere Gastgeber und die Sittenpolizei sind es auch.
Vor der Passkontrolle wird Anna etwas nervös. An der Botschaft rutschte raus, dass sie Journalismus studiert. Wird sie auf ihr Studium angesprochen? Nein. Man will nur wissen, welche Orte wir besichtigen. Durchatmen. Einen Schalter weiter hingegen wirft mich die Frage des Kontrollbeamten etwas aus der Bahn: „Wie heißen Sie?“ Er hält meinen Pass direkt vor seinem Gesicht. Ein verstörter Blick als Antwort reichte wohl nicht, worauf die Frage nochmal gestellt wurde und ich brav meinen Namen sage. Richtige Antwort, Aufgabe erfüllt, Einreise genehmigt.
Bevor wir uns auf den Weg zum Hotel machen können, muss zuerst das Geld gewechselt werden. Nicht ganz so schnell getan wie vorgenommen, aber dafür besichtigen wir ausführlich das Terminal. Hin und wieder sind wir irritiert. Von dem einen oder anderen bösen? interessierten? vertretenen? Blicken. Haben wir doch etwas falsch gemacht? Im Laufe unserer Reise merken wir, man muss nichts falsch machen um angestarrt zu werden. Wir könnten ebenso im Tschador umherlaufen – die iranischen Blicke würden uns dennoch treffen. Wir sind nun mal Touristinnen. An der Wechselstube wechseln wir nur die Hälfte dessen was wir gern gehabt hätten, denn mehr als €50 in Rial kann man uns nicht geben: „We don’t have more Iranian money“. Reicht auch, wir sind somit Millionärinnen.
Mit dem official, pre-booked Taxi wollen wir auf eine Nummer sicher gehen. Um nicht übers Ohr gehauen zu werden. Vereinbarter Preis: 65.000 Toman. Verlangter Preis bei Ankunft: 80.000 Toman. Bezahlter Preis: 72.000 Toman. Wir gehen mit unseren Backpacks zum Eingang des Firouzeh Hotels, dessen wunderbar besorgter Besitzer Mr. Mousavi zwar schläft, doch ein Mitarbeiter uns herzlich die Tür öffnet:
„Welcome to Iran.“
Sehr spannendes geschrieben!