Wer schon mal in Indien war, kennt das ewig nervige Problem um die Buchungen und Reservierungen von Zugtickets. Eine Buchung von Graz war nicht möglich und wenn man kein halbes Vermögen für seinen Platz ausgeben möchte, so darf man sich stundenlang im Tourist Office an der New Delhi Railwaystation anststellen und hoffen, dass noch ein Platz frei ist. Die begehrten Strecken sind oft Wochen davor ausgebucht.
Also starteten wir an unserem ersten Tag (nach einem Aloo Parantha zum Frühstück) in Richtung Touristenbüro. Nein, danke. Wir wollen keine Rikshaw. Nein, danke. Wir wollen auch kein Tuk Tuk. Nein, danke. Wir finden selber hin. Der Weg durch die Arakashan Road ist wie immer eine Herausforderung. Wir gehen unter der Brücke durch, an der die Kastenlosen betteln, Männer mit Turbanen alte Magazine verkaufen und es furchtbar nach Urin stinkt. Bis zum Bahnhof, immer wieder die gleichen Phrasen – No. No Rikshaw.
Im ersten Stock auf der linken Seite des Bahnhofs ist das Tourist Office. Nummer 270 wird gerade beraten. Wir haben die Nummer 323. Warten. Rauchpause. Warten. Wasser kaufen. Warten. Doch all die Wartezeit ist vergessen als wir nach vorne kommen und tatsächlich alle Zug Tickets für die gewünschten Termine buchen können. Morgen geht es weiter nach Agra, danach over night nach Varanassi und zuletzt wieder over night nach Kalkutta. Für beide Nachtzüge haben wir Sleeper Class bekommen. Also drei Plastikmatratzen die übereinander im offenen Zug montiert sind, neben hunderten von InderInnen. AC wird gemieden. Fenster und Türen sind ohnehin nicht vorhanden.
Nachdem wir die Zugtickets voller Freude in den Händen halten spazieren wir durch Pahar Ganj und genießen Chicken Butter Masala und Paneer Masala in einem Restaurant mit Blick auf den Main Bazaar. Man kommt mit dem Schauen gar nicht nach. Kühe, Menschen, Tuk Tuks, Chaos.
Abends hat uns ein alter Freund zu fire n drinks eingeladen. Rooftop-Party im doch recht reichen Viertel Greater Kaliash. Mit der Metro und der ersten Tuk Tuk-Diskussion um den Fahrpreis kommen wir, wie könnte es anders sein, zu spät. Da heute Wahlen in Delhi waren, war gestern Dry Day – was bedeutet, dass kein Alkohol verkauft werden darf. Klappt nicht so ganz, liebe Regierung. Uns erwarten Whiskey und Rum in Massen. Die Inder bringen Trinken, Essen, Zigaretten.
Auch zwei Französinnen, die vor ein paar Jahren beschlossen haben nach Indien zu ziehen, sind dabei. Sie behaupten sogar, dass es in Delhi manchmal blauen Himmel gibt. Verwunderung, denn der Smog ist überall. Wir sitzen um das Lagerfeuer auf der Dachterrasse und genießen die Nacht. Sogar mein Traum, eine indische Hochzeit zu besuchen war zum Greifen nahe, da wir zu einer eingeladen wurden. Doch zu der Zeit sind wir nicht mehr in Delhi. War scheinbar nicht ment to be.
Es ist vier Uhr morgens als uns der Chauffeur vor der Tür des Hotels wieder absetzt. Die Konsequenzen der durchzechten Nacht erwarten uns am Tag danach. Der Kopf dröhnt. Das letzte Glas Rum war ein Fehler. Aber damn it, wir sind in Indien. Keine Zeit für Kater! Auf nach Old Delhi zur Jama Masjid und rein ins bunte Treiben!
Mara ist übrigens wieder gesund. Aber taub sind wir. Das Hupkonzert, welches sich in jeder Straße abspielt erfordert starke Nerven. Oder Oropax.
Ein Gedanke zu “Zugtickets und Rooftop-Parties”